Auszeichnungen

Börsenblatt32 | 2012 | S. 26 | Von Thomas Lehr Website: www.boersenblatt.net
Die Gerufene
Wo kaufen Autoren gern Ihren Lesestoff? Hier verraten sie es.
Der Autor Thomas Lehr über die Buchhandlung Winter in Berlin.
Der ganzseitige Artikel über unsere Buchhandlung
steht für Sie hier als PDF-Download bereit.
BuchMarktJuli 2012 | S. 18 | Von Margit Lesemann Website: www.buchmarkt.de
Hundertjähriger Kuchen zum Insel-Fest
Der ganzseitige Artikel unsere Veranstaltung
steht für Sie hier als PDF-Download bereit.
buchreport.magazin Juli 2012 | S. 52-55 | Von Thedel von Wallmoden · Interview von Nicole Stöcker Website: www.buchreport.de
5plus | Heft 01/2012 | Von Helmut Lölhöffel Website: www.5plus.de
ZU GAST BEI 5PLUS:
BUCHHANDLUNG WINTER, BERLIN
VON NUN AN LADEN WIR IN JEDEM MAGAZIN EINE BEMERKENSWERTE BUCHHANDLUNG EIN, SICH VORZUSTELLEN
Die Giesebrechtstraße in Berlin war schon immer eine feine Adresse. In den 22 prächtigen Bürgerhäusern der lebendigen, abwechslungsreichen Seitenstraße des Kurfürstendamms in Charlottenburg wohnen Künstler und Notare, Minister und Architekten, Lehrer und Mediziner. Es gibt Restaurants, Cafés und Kneipen, Büros von Anwälten und Stiftungen, originelle Läden und exquisite Geschäfte. Mittendrin, zwischen einem Antiquariat und einem Weinvertrieb, hat Almut Winter ihre im Oktober 2010 eröffnete Buchhandlung. Sie ist traditionell, literarisch und leise. Die Fachzeitschrift Buchmarkt hat Almut Winter zur Newcomerin 2011 unter den Buchhändlern Deutschlands ernannt.
Schon früher hatte die Giesebrechtstraße berühmte Bewohner. In der Nr. 5 lebte der Operettenkomponist Eduard Künneke (Der Vetter aus Dingsda), in der Nr. 8 die Schauspielerin und Chansonsängerin Grete Weiser (Die göttliche Jette), in der Nr. 11 der Humorist Fritz Oliven (Rideamus), in der Nr. 17 der am 20. Juli 1944 beteiligte, in Plötzensee hingerichtete Berliner Stadtkommandant Paul von Hase, in der Nr. 12 der Maler und Bildhauer Wolf Vostell (»Ich erkläre den Frieden zum größten Kunstwerk«) sowie der Holocaust-Erforscher Josef Wulf, ein Auschwitz-Überlebender.
Erinnerungen auch an schreckliche Zeiten: Der Kriegsverbrecher Ernst Kaltenbrunner, Chef der NS-Sicherheitspolizei, ließ sich von Zwangsarbeitern in der Nr. 12 seine Privatwohnung herrichten, nebenan in der Nr. 11 betrieben die Nazis das Prominenten-Bordell »Salon Kitty«. In der 355 Meter langen Straße erinnern 114 ins Pflaster eingelassene Messing-Stolpersteine an die jüdischen Berlinerinnen und Berliner, die aus ihren Wohnungen deportiert und fast alle ermordet wurden.
Almut Winter kennt die wechselvolle und widerspruchsreiche Geschichte ihrer Straße. »Hier atmet Berlin«, sagt die 49-jährige gebürtige Nürnbergerin, »genau darum bin ich hier.« Das Konzept ihrer Buchhandlung lässt sich aus einem von ihr herausgegeben, in Interimsbroschur gebundenen Bändchens Lesealltag erschließen.
Lesen, meint Almut Winter, »ist ein erlerntes kulturelles Handwerk, das wie jedes Handwerk Erfahrung braucht. Und außerdem Geduld und Ausdauer, sich Widerständigem zu nähern.« Diese Einsicht begründet ihre Begeisterung für den Beruf der Buchhändlerin: »Das Unken vom Untergang des Buchs in Zeiten der Digitalisierung macht mir keine Sorgen. Denn das Lesen ist und bleibt für viele Menschen existenziell.«
In dem zugleich klassisch wie unkonventionell erscheinenden Laden spiegelt sich das Leben des Wohnviertels. Kunden, die sich beim Schmökern treffen, kommen miteinander ins Gespräch, eingesessene und zugezogene Nachbarn haben sich hier näher kennengelernt. So ist die Buchhandlung Winter zu einer Kommunikations-Oase und zum Nebenzentrum eines schon vorhandenen Netzwerks geworden, an dem wache Bewohner und einfallsreiche Geschäftsleute mitwirken. Sie eint der Wille, diese Berliner Straße und ihr intaktes Umfeld mit ihrer Mischung aus Tradition und Mobilität zu erhalten.
Hierzu trägt Almut Winters Buchhandlung aktiv und produktiv bei. Sie nimmt die sie umgebende Szene auf und strahlt zugleich in sie hinein. Beispiel ist der Plan, Anfang Mai zum 100-jährigen Bestehen der Insel-Bücherei ein literarisch-kulinarisches Straßenfest zu veranstalten, an dem sich das nahe Antiquariat und der Weinhandel, ein Restaurant und benachbarte Geschäfte beteiligen. Drinnen wird es Lesungen geben und Vorträge, draußen Leckerbissen und Getränke. »Wir möchten«, stellt Almut Winter sich vor, »eine bildende und beschwingende Insel bilden. Anwohner, Gäste und Spaziergänger sollen mitmachen und sich wohlfühlen.«
Abseits des Mainstreams, aber nicht fern des Trends, wählt sie die Themen ihrer Lesungen. So stellte sie die ungewöhnliche Edition der Tagebücher von Friedrich Kellner, Vernebelt, verdunkelt sind alle Hirne, vor. Hervorgehoben präsentiert werden Gedichte von Siri Hustvedt Ich lese dir vor, Interviews mit Ilse Aichinger Es muss gar nichts bleiben, die Gefängnisbriefe von Václav Havel Fünfzehn Stimmungen und Kinderlieder von Karl Gottfried Wilhelm Taubert Ich bin der Wind - eine Mischung, die Gespür für Besonderes verrät.
Im 300. Geburtsjahr Friedrichs II. von Preußen hat Almut Winter ein Zitat von dessen Hofliteraten Voltaire parat: »Lesen weitet die Seele, und ein guter Freund tröstet sie.« Das liest sich wie ihr Wahlspruch, als Buchhändlerin wie als Mensch.
Helmut Lölhöffel
Helmut Lölhöffel, 68, Journalist in Bonn und Berlin. Kölner Stadt-Anzeiger, Deutscher Depeschen Dienst, Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Rundschau. Sprecher des Senats von Berlin. Kommunikationsberater. Koordinator des Stolpersteine-Projekts in Charlottenburg-Wilmerdorf.
Fotos: © Mike Wolff
14.10.2011 | Von Markus Mähler Quelle: www.tagesspiegel.de
Lesestoff old school
Die Charlottenburger Buchhändlerin Almut Winter wird heute in Frankfurt am Main preisgekrönt
Die Frau ist anspruchsvoll. Das wird gleich klar, wenn man Almut Winters Lieblingsbuch sieht. Es heißt „Lesealltag“ und liegt in ihrem Buchladen in Charlottenburg gleich auf dem Tresen. Die Seiten sind zusammengeheftet. „Bücher wollen erarbeitet werden“, sagt Winter. Die von ihr selbst herausgegebene Geschichtensammlung besonders.
Mit der Schere muss der Leser erst Blatt für Blatt oben und an den Seiten öffnen. Ein Stück Vergangenheit nennt das die 49 Jahre alte gebürtige Nürnbergerin: „Wer früher Bücher kaufte, bekam einen gehefteten Stapel, schnitt ihn auf und ging damit zum Buchbinder.“
Almut Winter will gegen den Zeitgeist sein.
Etwas tun, was die anderen nicht machen. Dafür wird sie am heutigen Sonnabend auf der Frankfurter Buchmesse ausgezeichnet. Die Fachzeitschrift „Buchmarkt“ kürt sie zur Newcomerin 2011 unter den deutschen Buchhändlern. Weil Winter im Oktober 2010 in der Giesebrechtstraße eine klassische Buchhandlung eröffnet hat, in der es tatsächlich nur Bücher gibt. Eine Seltenheit, wie Susanna Wengeler von „Buchmarkt“ sagt: „Bei Neueröffnungen sind Bücher meist nur noch Beiwerk. Jeder meint, er kann nur überleben, wenn er was dazu verkauft.“
Winter aber träumte von einer „leiseren, traditionellen, literarischen“ Buchhandlung. „Das muss es ja auch geben. Ohne Reibung mit dem Zeitgeist bleibt das Leben nur fade Suppe.“ Über den Preis freut sie sich: „Er gibt mir Energie. Ich merke, dass ich auf dem richtigen Weg bin.“ Der führte die gelernte Buchhändlerin erst nach Bonn. Sie studierte Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte. Die Arbeit für einenBundestagsabgeordneten brachte sie nach Berlin.
Ihre „Buchhandlung Winter“ ist ein schlauchförmiger Raum, flankiert von hohen Bücherregalen, mit barocken Ornamenten an der Decke. Kaum eröffnet, kamen die Nachbarn von nebenan mit Brot und Salz vorbei. „Wie auf dem Dorf“, staunte sie. Darauf die Besucher: „Wir sind hier eben in Charlottenburg“. Genau der richtige Kiez für ihren Laden, findet sie. Interessiert und mit Büchern aufgewachsen seien die Menschen hier. In der Nähe wohnen Schriftsteller wie Rüdiger Safranski, der bei ihr schon gelesen hat. Oder Jungen wie Konstantin Runge. „Der geht lesend durch die Straßen und muss aufpassen, dass er nicht vor den Baum läuft“, sagt Winter. Er ist es auch, der die Kekse backt, wenn die Buchhändlerin vor Kindern liest, dem „härtesten Publikum“.
Manchmal denkt sie, wie der Buchmarkt sein wird, wenn die Kinder selber lesen können. „Die Zahl der Lektoren bleibt gleich, aber die Verlage produzieren immer mehr Bücher.“ Um da noch den Überblick zu behalten, liest sie selbst jeden Abend drei Stunden. Unmöglich für normale Leser. Gerade junge Autoren hätten es am Buchmarkt schwer. „Setzen sich ihre Bücher nicht sofort durch, verdrängen sie schon bald andere.“ Unentdeckte Perlen nennt sie sie. Die möchte sie in ihrer Buchhandlung heben.
Markus Mähler
Buchhandlung Winter, Giesebrechtstr, 18, Charlottenburg; Lesung 30.10., 12 Uhr : Caroline von Humboldt – eine Biografie
Foto: © Mike Wolff

